Der Bob Dylan Russlands

Bei meiner New York Reise im August hatte ich die Gelegenheit einem Konzert des Bob Dylan Russlands beizuwohnen: Boris Purushottama Grebenshikov trat am 29.August im Hauptgebäude der UNO auf.

Das Konzert startete mit einer einminütigen Meditation meines spirituellen Lehrers Sri Chinmoy. Während der knapp 2-Stunden andauernden Darbietung sang der Leader der Gruppe Aquarium viele seiner populären Lieder wie zum Beispiel „Gelber Mond“ und „Kleiner Stern“. Die meisten seiner Songs waren auf Russisch, zwei davon auf Englisch. Begleitet wurde er von einer internationalen Gruppe von Musikern darunter ein Mitglied des Puerto Rico Philharmonie-Orchesters und eine Cellistin aus Wien. Das Konzert erntete starken Beifall, und B.G., wie er von Fans genannt wird, belohnte seine Fans mit zwei Zugaben. Bei der Pressekonferenz erklärte der russische Musiker, dass die UNO ähnliche Ziele verfolge, wie er selbst: Harmonie und Solidarität in der Weltfamilie.

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Purushottama ist der Name, den Sri Chinmoy ihm verliehen hat. Er bedeutet: „Der, der über seine Grenzen hinausgeht.“ Purushottama hat in seinem Leben oft Grenzen überschritten. 1964 als er einen Song der Beatles hörte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: „das ist es was ich einmal tun möchte.“ 1972 gründete er mit seinem Freund Anatoly Gunitsky die legendäre russische Rockband „Aquarium“, zu einer Zeit, wo Rockmusik in der Sowjetunion noch verboten war. Die Auftritte der Band fanden damals in Privatwohnungen statt und sie mussten mit einer primitiven Ausrüstung auskommen, um illegale Kassetten aufzunehmen, die unter der Hand weitergegeben wurde. Diese Verbreitungsart war so erfolgreich, dass, als die Rockmusik in den 80ziger Jahren in Folge der Perestroika legalisiert wurde, die Band schon über die Grenzen der Sowjetunion hinaus bekannt war. Grebenshikov hat in seiner Karriere über 500 Songs geschrieben, und viele seiner Texte wurden mittlerweile ins Englische oder sogar ins Deutsche übersetzt. Die Texte alleine zeigen, dass Purushottama ein Musiker des Herzens ist. Sie zeugen von der tiefen Suche nach dem wahren Sinn des Lebens. Purushottama ist nie der Verlockung des Ruhms oder der Kommerzialisierung gefolgt, sondern ist stets seinem Motto treu geblieben: „Ich tue das, was mir Freude macht.“ Seine Musik hat seine ursprüngliche Authentizität beibehalten, hat an Reife gewonnen und ist reicher geworden. Mittlerweile hat Purushottama auch indische, keltische und afrikanische Elemente in seine Musik integriert.

Purushottama interessiert sich für fernöstliche Mystik und Philosophie. In den 90ziger Jahren machte er Reisen durch Indien und Nepal, meditierte in buddhistischen Klöstern und übersetzte eine Reihe von buddhistischen und hinduistischen Texten ins Russische. Seine Suche nach den wahren Werten des Lebens hat ihn im Februar 2006 zu Sri Chinmoy geführt.

Ein interessantes Interview mit Purushottama findest du auf: http://www.srichinmoy.tv/tv/41